Liebe Leser / innen des Newsletters,

nach einer überraschenden „Pause“ melde ich mich nach meinem Ausstieg aus der Psychology of Vision – Organisation mit meiner Arbeit zurück. Ich setze meine Arbeit als Beziehungspsychologin, Beraterin, Mentorin und Supervisorin fort und biete weiterhin Beratungen, Seminare, Weiterbildungen und Gruppenabende an.

Ich freue mich über meine neu entstandene Webseite und möchte diese Freude mit euch teilen. Vielleicht spricht euch das eine oder andere Angebot an: https://www.beziehungspsychologin-ankeschuppan.de/

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Der nächste Schritt

Mitunter entfaltet sich unser Leben auf ganz eigene Art und Weise. Lebenssituationen (Beziehungen, beruflicher Werdegang u. a.), die uns über Jahre haben wachsen und lernen lassen, werden uns plötzlich wie ein altes Paar Schuhe, aus denen wir in Kindertagen herauswuchsen, zu klein.

Doch nur weil ein Schuh drückt, ziehen wir ihn als Erwachsene noch lange nicht aus. Über die Jahre haben wir uns an die Schuhe so sehr gewöhnt, dass uns ein neues Paar wie der blanke Horror vorkommt.

Gegebenenfalls fällt uns auf, dass andere, die ihre alten Schuhe bereits ausgezogen haben, wieder besser laufen können. Doch uns selbst geht es wie den Schwestern von Aschenputtel. Wir versuchen, uns einen Schuh anzuziehen, der uns nicht (mehr) gehört und stellen die Teile von uns, die nicht in die vorgefertigte Schablone passen, hinten an. Wir tun alles, um den „Prinzen“ zu bekommen bzw. unsere Komfortzone nicht zu verlassen.

Unsere Lebenssituation verbessert sich davon jedoch nicht. Selbst wenn wir noch mehr Zeit und Energie hineinstecken, bewegt sie sich nicht merklich voran. Sie wird enger, und wir werden unzufriedener. Die Lage ist aussichtslos, und wir fühlen uns eingeengt, ausgeliefert, unerfüllt und ausgebrannt.

Wenn wir den anstehenden Schritt zu lange hinauszögern, nimmt das Leben die Entscheidung manchmal selbst in die Hand, und die Situation eskaliert auf eine Art und Weise, mit der wir nicht rechneten.

Wir wähnen uns auf eingefahrenen Gleisen, unser Signal ist grün und plötzlich kommt uns in rasendem Tempo ein Zug entgegen. An diesem Punkt gelingt es selten, die alten Gleise noch rechtzeitig zu verlassen. Meistens gibt es eine Karambolage, die einem Ur-Knall gleicht. Alles kommt ins Wanken, und wir entgleisen…

Plötzlich ist alles anders. Wir laufen durch dieselbe Welt wie zuvor, doch für den Verstand ist alles irreal. Wir tun, was dran ist, doch wir kommen uns vor, als würden wir 2m über dem Erdboden bzw. 5m hinter unserem Körper laufen. Die Umgebung ist alt bekannt, doch alles ist losgelöst und neu. Wir brauchen eine Weile, die Veränderung zu erfassen und sicher zu sein, dass die Erde sich weiter dreht.

Die sichersten Häfen finden wir in solchen Zeiten in der Wärme und im Licht – auf welche Art und Weise sich beides auch zeigen mag. Vielleicht ist es Sommer. Vielleicht sind wir in Freundschaften oder in der Familie gut aufgehoben. Vielleicht sind andere mit uns entgleist, und wir können einander Halt geben. In diesen Zeiten ist es ein großes Glück, dass nach jeder Nacht ein neuer Tag beginnt – so, als wäre nichts gewesen. Das Leben geht weiter.

An diesem Punkt beginnt für uns ein Loslass-Prozess, der seinesgleichen sucht. Noch nie zuvor haben wir wirklich registriert, was zum Loslassen alles dazugehört.

Zunächst sinkt langsam ein, was geschehen ist. Die Gewohnheit ist weg und steht nun eventuell anderen zur Verfügung. Alles in uns begehrt auf, und wir wollen sie zurück. Es gibt sooo viele alte Erinnerungen – positive und negative, und wir hängen wie Kletten an ihnen. Wir wissen genau, dass die alten Schuhe ausgedient haben. Doch der Drang, die alten Schuhe erneut anzuziehen, ist einfach übermächtig und kaum zu beschreiben. Ein Sog, der uns in den Abgrund zu reißen droht, und es mitunter auch tut.

Wie gut, wenn wir wissen, dass alle Gefühle irgendwann ein Ende haben, und wenn es uns möglich ist, den Verlust unseres Lebenstraumes zu betrauern, wächst mit dem Entlassen der Enttäuschung die Akzeptanz.

In der Akzeptanz bemerken wir dann, dass Vieles, was uns schon ewig nicht mehr gefiel, plötzlich verschwunden ist. Der Druck ist weg. Frischer Wind weht um unsere Nase. Wir bekommen wieder Luft und bemerken, dass wir nicht am Ende sind, sondern am Anfang stehen. Wir bemerken, dass uns alle Tore offen stehen. Wir können neu entscheiden, was wir mit unserem Leben anfangen wollen. Wir tragen neue Schuhe.

Wir wagen erste Schritte und bemerken, dass die Erde uns trägt. Wir bemerken, dass nach wie vor Freunde an unserer Seite sind. Wir bemerken wie froh unsere Familie ist, dass wir uns endlich leben lassen. Sie bedanken sich und feiern, dass wir diese Hürde in unserem Leben genommen haben. Wenn wir an diesem Punkt bereits erkennen können, dass die Veränderung die Erfüllung unserer Wünsche ist, können wir bereits jetzt mit ihnen feiern.

Dann stellt sich Neugier ein, wohin die neue Reise gehen wird. Erste Weichen werden gestellt. Der Schaffner bläst auf alt vertraute Weise in seine Trillerpfeife, und unsere Lokomotive setzt sich in Gang. Zunächst schnaufend wie eine Dampflok. Neuanfang, Einbringen, Reingeben – Schnauf… ich wollte, es wäre wie immer – Schnauf… Nicht gut, doch gewohnt – Schnauf… Ich habe anderes verdient – Schnauf…

ACHTUNG! NEUE STRECKE!!!

Eine neue Begegnung, vielleicht auch Erholung, neue Möglichkeiten, alt Bewährtes wird ausgebaut, Neues wird hinzugefügt… Plötzlich bemerken wir, dass unser Lebenszug am zentralen Energienetz hängt – Tut, tut… Wir rollen.

Wir blicken zurück und sehen, dass nun andere unsere alten Schuhe tragen. Oh, Schreck! Sollten wir sie warnen, oder passen ihnen die Schuhe wirklich? Wir winken einander zu und schon fährt unser Zug um die nächste Kurve.

Das Wichtigste in diesem Jahr war für mich das Miteinander. Alte Schuhe – neue Schuhe – andere Schuhe. Es ist meine Entscheidung, wie ich die Ereignisse in meinem Leben betrachten will. Ich bin dankbar und glücklich. Das Liebes-Netz hat mich aufgefangen.

Noch immer staune ich über den Knall. Ob es ihn wirklich immer braucht?

Ich bin mutiger geworden, klarer, freier, demütiger, mitfühlender – menschlicher. Ich bin angekommen. Ich kann meine Flügel ausbreiten und fliegen; immer der Sonne entgegen. Es hat sich gelohnt.

Ich wünsche euch ein gesegnetes Weihnachtsfest. Möge euer Licht auch im Neuen Jahr leuchten und die Welt erhellen!

Anke.

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