Wir haben alle unsere eigene Art, mit Dingen umzugehen, die uns nicht geheuer sind.

Im Alter von vier Jahren hat auch mein Patenkind schon die Erfahrung gemacht, dass es schönere und hässlichere Dinge in dieser Welt gibt.

Um die unschöneren Sachen zu verarbeiten, spielten wir des Öfteren Wolf, Löwe oder Haifisch. So kann er zu den Wesen werden, vor denen er sich fürchtet.

Dabei setzt er die Raubtiere ungeheuerlich echt um. Die Energie, die dann durch ihn durchfließt, lässt die ungebremste Bedrohung für mich in der Position des Fluchttieres sehr fühlbar werden, und innerlich staune ich immer wieder über diese Wucht an Energie, zu der wir alle fähig sind – selbst in diesem Alter schon. Wenn die Tür zum Unbewussten offen ist, ist die Energie in vollem Umfang da. Wir sind tatsächlich zu allem fähig.

Er hat bereits gehört, dass es den Tod gibt, und bestmöglich beschreibt er mir dann, dass ich umzufallen und liegenzubleiben habe. Dann beguckt er sich die Situation eine Weile, und wenn es ihm zu langweilig wird, gehen wir zur Auferstehung über, und ich wünsche mir mitunter, dass dieser Übergang später im echten Leben genauso leicht geht, wie jetzt beim Spielen.

Letztens spielten wir Wolf, und er gab alles, um der böseste Wolf aller Wölfe zu sein. Doch dann schlug seine Energie plötzlich um, und sein Ungeheuer-Gesicht verzog sich und wurde plötzlich von einer Angst heimgesucht, die nur der Gegenpart von diesem Monster sein konnte.

Er schrie auf, kam angsterfüllt auf mich zugelaufen und forderte mich in einem abgehackten Satz, weil er kaum Luft bekam und nur wenig sprechen konnte, auf: „Anke…, sag mal… ganz schnell… … … – Wolf… oder… Biene?“

Da saß ich vor ihm und hatte keine Ahnung, was er damit bezweckte, aber ich dachte bei mir, dass wir schon genug Wolfsenergie im Raum hatten und wählte die: „Biene“.

„Biene…?“, fragte er mit weit aufgerissenen Augen.

„Ja“, antwortete ich ihm, „Biene. Die fliegt über eine wunderschöne grüne Wiese mit ganz vielen Blumen drauf, und dann landet sie auf einer roten Tulpe und trinkt den Nektar, und dann geht es ihr so richtig gut.“

Er sah mich an, sein Atem ging schnell, er hing an meinen Lippen: „Biene…? Biene… Biene… Biene! BIENE… Jetzt geht’s mir wieder gut“!!!

Und schon ging es weiter mit dem nächsten Spiel. Vergessen war der Wolf, und ich blieb einigermaßen verdutzt zurück. Jedenfalls so lange, bis im nächsten Spiel mein Einsatz gefordert war.

Als ich später nach Hause fuhr, dachte ich bei mir, wie eigenartig es ist, dass wir zu dem werden, wovor wir Angst haben, und dass wir uns dann vor uns selbst erschrecken. Aber ich dachte auch, wie unglaublich weise es ist, sich auszurichten. ‚Wolf oder Biene?‘ Wir können immer wählen, in welche Energie wir einsteigen wollen. Wir können immer wählen, welche Energie durch uns fließen soll. Und ich staunte über das Geschenk, das mir dieses Kind bereitet hatte.

Manchmal braucht es Kinder, damit wir uns erinnern, was möglich ist, womit es uns gut geht, und was wir wollen.

„Kinder sind doch immer wieder ein Geschenk!“

Ich wünsche uns, dass wir sie hören, damit wir uns erinnern, und ich wünsche uns eine gute Art mit unseren Ängsten umzugehen.

Mögen wir uns immer wieder erinnern, dass wir statt Angst zu haben auch lieben können. Vielleicht nicht gerade das Hässliche, aber bestimmt das Natürliche…

Alles Liebe,
Anke

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